Neue Brücken bauen
Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand am 01.09.2009 als Mariusz Klonowski aus Protest gegen die Tolerierung der polenfeindlichen Kampagne „Poleninvasion aufhalten“ in Görlitz die Polnische Nationalhymne abspielte. Mirosław Fiedorowicz griff die Idee im November 2009 auf und gewann den Bundestagsabgeordneten und Mitglied der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe Ilja Seifert als Partner. Die deutsch-polnische Begegnung an diesem für beide Nationen so bedeutenden Tag sollte von Anfang an frei von politischen Auseinandersetzungen sein. An der Veranstaltungsorganisation wollten sich auch Personen beteiligen, die keine Verbindungen zur deutschen oder polnischen Linken haben und überparteilich und vorurteilsfrei zusammenarbeiten können. Die Veranstaltung sollte die wichtigen Jahrestage des Jahres 2010 würdigen, darunter der 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Görlitzer Grenzabkommens und der 20. Jahrestag des deutsch-polnischen Grenzvertrages, der die Oder-Neiße-Grenze endgültig regelt. Bereits im Januar 2010 fand die Idee Zuspruch seitens des Botschafters der Republik Polen in Berlin Dr. Marek Prawda, wenige Wochen später sagte auch der in Smoleńsk tragisch verstorbene Vizemarschall des Sejm Jerzy Szmajdziński seine Unterstützung zu. Der 10. April ließ die organisatorischen Fortschritte für einige Zeit zum Erliegen kommen, später verzögerte sich die Vorbereitung durch die Präsidentschaftswahlen. Anfang Juli erhielt einer der Mitveranstalter, der Herausgeber des deutsch-polnischen Magazins „Region“ Waldemar Gruna, u.a. einen Brief von Władysław Bartoszewski, der sich bereit erklärte, die Schirmherrschaft über die Veranstaltung zu übernehmen. Es schien, als stünde die Tür zu einem authentischen deutsch-polnischen und überparteilichen Fest auf polnischer Seite offen. Doch die Erklärung von Bürgermeister Gronicz, er würde an der Veranstaltung nur dann teilnehmen, wenn auch der Görlitzer Bürgermeister seine Teilnahme zusagt, schuf neue Probleme. An seiner Forderung hielt er auch dann noch fest, als J. Paulick der polnischen Seite vorwarf, an der Überschwemmung in Görlitz mitschuldig zu sein. Trotz offensichtlicher Differenzen zwischen beiden Bürgermeistern und schlechter Wettervorhersagen wurden die Vorbereitungen der Veranstaltung fortgesetzt.
Das Fest war schließlich ein großer Erfolg. Nicht nur das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Am 1. September schien zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder die Sonne und zahlreiche Einwohner von Görlitz und Zgorzelec strömten zum Fest. Einer der wichtigsten Programmpunkte war die Polnische Nationalhymne auf der Altstadtbrücke zwischen Polen und Deutschland, gespielt von Stanisław Dumański. Es wurden Friedenstauben fliegen gelassen und das Orchester des Kraftwerks Turów aus Bogatynia spielte die „Ode an die Freude“, um die Bedeutung der Europäischen Union als wichtigen Friedensfaktor in Europa hervorzuheben. An der Veranstaltung nahmen Landes- und Kommunalpolitiker sowohl der Linken, wie auch der Parteien PiS und PSL teil. Eine Podiumsdiskussion zu deutsch-polnischen Fragen zeigte das Engagement der Teilnehmer für eine Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen und die Absicht, neue Brücken zwischen den Völkern bauen zu wollen. Währenddessen spielten Kinder auf einem Spielplatz, konnten ein Indianerdorf bewundern oder Pony-Reiten. Nachmittags spielte eine Rockband aus Zgorzelec und anschließend eine Rap-Gruppe aus Deutschland.
Obwohl die polnischen Veranstalter keine finanzielle Unterstützung erhielten, zahlreiche Probleme zu überwinden hatten und sich mit unterschiedlichen Haltungen von Politikern auseinandersetzen mussten, gelang es Deutschen und Polen eine weitere Brücke der Verständigung zu errichten. Sie ist vielleicht nicht besonders groß, doch sie wird sicherlich von langer Dauer sein, denn sie wird als gute Erinnerung im Bewusstsein derer bleiben, die an diesem Fest teilnahmen.
Medianpartner waren die Redaktion der Tageszeitung „Gazeta Powiatowa“ und der Verband Regionaler Medien „WRO-EURO“ aus Wrocław mit seinem stellvertretenden Vorsitzenden Zdzisław Szostek.