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Hitler-Tagebücher - Die Jahrhundert – Fälschung!

Waldemar Gruna: Journalisten die sich mit schwierigen Themen befassen geraten häufig in einen Strudel von Ereignissen, die durchaus auch zerstörerisch sein können. Sie gelten als überaus erfolgreicher Journalist, erhielten u.a. den World Press Foto Award für ihre Fotoreportage über Kriege in Afrika, waren jahrelang vorbildlicher Stern-Reporter und auch der Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr 1983 nahm kein tragisches Ende, auch wenn sie über 4,5 Jahre in Haft verbringen mussten. Könnten sie diese Geschichte und ihren Hintergrund aus der Sicht eines Journalisten beschreiben, der sich auf die Suche nach historischen Geschichten begibt?

Gerd Heidemann: Die umfangreiche Geschichte der Hitler-Tagebücher kann ich leider hier nicht beschreiben, weil sie erstens mehr als hundert Seiten umfassen würde und sie zweitens zur Zeit verfilmt wird. Erst vor zwei Wochen habe ich darüber für den Film drei Tage lang gesprochen. Wenn ich die Geschichte hier ausführlich schildern würde, bekäme ich großen Ärger mit der Filmproduktionsgesellschaft.
Deshalb hier nur im Telegrammstil: Ich sah ein angebliches Hitler-Tagebuch bei einem Sammler in der Nähe von Stuttgart. Er erzähle mir, dass er es von einem Bekannten hätte, der aus der DDR geflohen sei und mit Hilfe seines Bruders, der General der NVA sei, weitere Tagebücher in den Westen schmuggeln würde. Dieser Bekannte wolle die Bücher an den amerikanischen Pressekontern Hearst für zwei Millionen Dollar verkaufen. Den Namen seines Bekannten wollte mir der Sammler nicht verraten. Er erklärte nur noch, die Bücher wären in einem abgestürzten Flugzeug gewesen, das Hitlers schriftlichen Nachlass nach Bayern transportieren sollte.
Eine Woche später unterhielt ich mich in der Kantine mit meinem Chefredakteur Henri Nannen und fragte ihn, ob ihm bekannt sei, dass Hitler Tagebücher geschrieben habe. Nannen verneinte dieses, verwies mich an Dr.Thomas Walde,. den Ressortleiter für Zeitgeschichte, der darüber vielleicht etwas wüsste. Den sprach ich einige Tage später an. Obwohl der auch noch nichts über angebliche Tagebücher Hitlers gehört hatte, bat er mich, ich solle mich darum kümmern und diese Bücher für ihn beschaffen. Ich hatte aber in den folgenden Monaten ständig andere Themen zu bearbeiten, war hinter deutschen Geldräubern in Tunesien her, musste eine Geschichte über humanes Sterben auf der Intensivstation des Ulm Krankenhauses recherchieren und weitere Reportagen bearbeiten, so dass ich immer mal wieder von Dr. Walde gemahnt wurde, mich um das Thema „Hitler-Tagebücher“ zu kümmern. Um sicher zu sein, ob die Geschichte in etwa stimmen würde, suchte ich erst einmal das abgestürzte Flugzeug, das in der zeitgeschichtlichen Literatur als verschollen galt. Ich fand die Absturzstelle neben dem Dorf Börnersdorf im Osterzgebirge.
General a.D. Hans Baur, Hitlers Privatpilot und Chef der Führerflugstaffel, den ich in Herrsching am Ammersee aufsuchte, bestätigte mir, dass Hitlers Aufzeichnungen an Bord der Maschine gewesen sein sollen. Er selbst hatte Hitler am 21. April 1945 den Verlust dieser Maschine gemeldet. Darauf soll Hitler gesagt haben: „Um Gotteswillen, da war mein Dienst Arndt an Bord, der arme Kerl. Ich hatte ihm wichtigste Unterlagen mitgegeben. Alle meine Aufzeichnungen, die der Nachwelt Zeugnis von allen meinen Handlungen ablegen sollten. Das wäre ja eine Katastrophe, wenn das verloren gegangen ist.“ Ich besorgte mir Akten des amerikanischen Geheimdienstes, auf denen hervorging, dass der Geheimdienst nach dem Krieg jahrelang nach den „Diaries“ Hitlers gesucht hatte, beschaffte mir den Nachlass von Hitlers Adjutanten Julius Schaub, der von der „Gepäckmaschine“ des Führers und seinen Tagebüchern geschrieben hatte. Erst als ich ziemlich sicher war, dass an der Geschichte etwas dran war, nahm ich mit Hilfe eines Verbindungsmannes Kontakt zu Kujau auf. Es wurde dann beschlossen, die besten Schriftgutachter weltweit zu beauftragen, die Schrift auf Echtheit zu überprüfen.
Um die Gutachten sollten sich Dr. Thomas Walde und Wilfried Sorge, ein stellvertretender Verlagsdirektor, kümmern. Ich sollte auf Anweisung der Verlagsleitung die Tagebücher beschaffen, die Geschichte des Flugzeuges recherchieren und mir die Urheberrechte Hitlers an allen beschafften Dokumenten von der Bundesregierung übertragen lassen.
Alle Gutachten, die bei uns eintrafen, waren positiv, nur das Bundeskriminalamt äußerte kurz vor der Veröffentlichung Bedenken, weil einige Papiere, die ich von Kujau erworben hatte, unter ultraviolettem Licht aufleuchteten. Es handelte sich um einige handschriftliche Neujahrswünsche Hitlers an andere Staatsmänner, die ich privat von Kujau erworben und dem Bundesarchiv geschenkt hatte. Von diesen Telegramm-Entwürfen hatte mir Kujau gesagt, sie seien nicht in dem abgestürzten Flugzeug gewesen, sondern in anderen DDR-Archiven. Deshalb war ich nicht gleich alarmiert, bat aber Dr. Werner, den Leiter der Abteilung Technik im BKA, alle Bedenken fernmündlich meinem Ressortleiter Dr. Walde mitzuteilen.
Dr. Walde schickte daraufhin am 20. April 1983 eine Seite aus dem Hitler-Tagebuch über den Flug von Rudolf Heß per Einschreiben/Eilboten an Dr. Werner vom Bundeskriminalamt und bat darum, die Begutachtung mit Hochdruck zu betreiben. Dr. Walde weiter: „Es würde uns aber schon sehr nützlich sein, wenn Sie uns vorab, also vor Abfassung des endgültigen schriftlichen Gutachtens, fernmündlich rotes oder grünes Licht signalisieren, sobald Sie Gewissheit in der Echtheitsfrage haben.“
Nun wäre aber dieses rote oder grüne Licht ohnehin zu spät gekommen, denn bereits am Vorabend, am 19.April, war in einer kleinen Redaktionskonferenz beschlossen worden, die Tagebücher im Heft Nr. 18 zu veröffentlichen und das Heft um 48 Seiten zu erweitern, wobei man die zusätzlichen Kosten von 720 000 DM in Kauf nahm. Und dieses Heft wurde bereits gedruckt, als der Brief von Dr. Walde an das BKA noch unterwegs war.
Als dann zwei Wochen später das „Bundesamt für Materialprüfung“ in Westberlin feststellte, dass die Tagebuch-Kladden Nachkriegspapier sein müssten, war die Blamage da. Ich kam in Untersuchungshaft, weil Henri Nannen mich angezeigt hatte, der Staatsanwalt warf mir zuerst vor, ich hätte die Fälschung billigend in Kauf genommen, und der Fälscher Kujau behauptete, er hätte nur 1,7 Millionen DM für die 60 Tagebücher von mir bekommen und nicht 9,3 Millionen, die ich ihm bezahlt hatte. Ich hatte zwar fast alle Gespräche, die ich mit Konrad Kujau geführt hatte, heimlich auf Tonband aufgenommen, also auch die Geldzahlungen. Aber da ich vorher nicht die Genehmigung für diese Aufnahmen bei einem Richter eingeholt hatte, wie mir der Vorsitzende der Strafkammer vorwarf, wurden die Bänder nicht ale Beweismittel herangezogen. Das Gericht hielt mir dann vor, dass ich auch wegen Hehlerei verurteilt werden könnte, da ich ja annahm, dass die Bücher aus dem abgestürzten Hitler-Flugzeug stammten. Meiner Ansicht nach hätte man dann aber die Verlagsleitung von Gruner+Jahr anklagen müssen, denn schließlich hatten sie die Bücher angekauft. Als Kujaus Anwalt mit dieser Begründung Strafantrag gegen die Verlagsleitung stellte, weigerte sich der Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.
Dafür hieß es später in meinem Urteil, ich sei mir besonders bewusst gewesen, dass es sich um einen Akt von Hehlerei gehandelt hätte, weil ich ja glaubte, dass die Bauern in Börnersdorf das Flugzeugwrack geplündert hätten. Und da ich nach Meinung der Großen Strafkammer 11 beim Verlag höhere Preise angegeben hätte, als ich selbst bezahlen musste und man von ca. 4,7 Millionen Mark ausging, die ich wahrscheinlich in die eigene Tasche gesteckt Hätte, brummte man mir 4,8 Jahre Gefängnis auf. Leider war das ein Fehlurteil, denn ich hatte das Geld wirklich an Kujau bezahlt. Aber so ist das Leben. Man wirklich manchmal für etwas bestraft, was man nicht getan hat, kommt dafür aber davon, wenn man wirklich etwas Verbotenes getan hat.
Ich hatte mir mit meinem Kollegen und Freund Randy Braumann, mit dem ich manch ungemütlich oder heikle Situation in Kriegs- und Krisengebieten durchstehen musste, zwei Sprüche zu eigen gemacht: „Mal im Luxus und mal in der Scheiße“. Und wenn es Situationen gab, in denen wir unser Leben riskieren mussten, auf das wir damals im jugendlichen Leichtsinn wenig gaben, sagten wir „scheiß der Hund drauf“ und riskierten Kopf und Kragen. Und so nahm ich die Strafe für meine Dummheit, auf den Fälscher Konrad Kujau hereingefallen zu sein, ziemlich gefasst hin, ärgerte mich nur über das miese Verhalten der Chefredaktion und der Verlagsleitung, für die ich 30 Jahr lang Gesundheit und Leben riskiert hatte und die es nicht für notwendig erachteten, sich wenigstens die wichtigsten der über 300 Tonbandkassetten meiner Gespräch mit Kujau anzuhören.

Całość w nowym wydaniu dostępnym w salonach EMPIK od 16.05.16

Foto: Bernd Lammel