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Der Fußball-Verrückte

Als mich am Mittag des 19. April 1960, einem Montag, minutenlanges Telefonklingeln weckte, musste ich auf seltsame Weise sofort an meine Mutter denken, die immer zu sagen pflegte: „Hört doch mal auf mit dem Fußball! Und nicht soviel Schnaps!” Das mit dem Fußball konnte ich verstehen. In meiner Familie im Ruhrgebiet gab es kein anderes Thema; mein Vater und ich hielten es mit Schalke 04, dem „Polackenklub”, der Rest der Verwandtschaft mit dem Klub meiner Geburtsstadt, dem VfL Bochum. Aber Alkohol? Ich hatte seit frühester Jugend intensiv Sport getrieben, lange asketisch gelebt, und erst die Arbeit in den Bier-und-Schnaps-intensiven Zeitungsredaktionen der Nachkriegszeit bereitete mich auf ein Aklkoholikerleben vor.

Olympia-Qualifikationsspiel Polen - Deutschland

Was mich jedoch an diesem Mittag, als das Telefon im Warschauer Hotel Bristol nicht aufhören wollte zu schrillen, geradezu lähmte, war die Erkenntnis, dass ich meine Gedanken und meine Erinnerung nicht mehr sortieren konnte. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben einen „Filmriss”. Beim Versuch, den Filmriss zu kleben, rekonstruierte ich, dass alles im Nationalstadion von Warschau begonnen hatte, wo ich als Sportredakteur für „10-Pfennig-BILD” (wie BILD damals noch hieß) über das Olympia-Qualifikationsspiel Polen - Deutschland zu berichten hatte. Die Bundesrepublik, die in einer innerdeutschen Quali 1959 schon die DDR ausgeschaltet hatte, vergeigte das Hinspiel gegen Polen am 29. November 1959 in Essen mit 0:3. So begleiteten nur noch zwei Journalisten das Team zum eigentlichen aussichtslosen Rückspiel nach Warschau. Und dort gab es dann auch einen polnischen 3:1-Sieg. Polen würde zu den Spielen nach Rom fahren. Deutschlands Fußballer würden zu Hause bleiben.

Ich telefonierte meine Story nach Hamburg. Und dann fragte mich mein Nachbar auf der Pressetribüne, ein fließend Deutsch sprechender Kollege, ob ich für den Abend schon Pläne hätte. Hatte ich nicht. Ich war überhauot zum ersten Mal in Polen, war sehr überrascht darüber, dass die Innenstadt von Warschau 15Jahre nach Kriegsende schon so gut wieder aufgebaut war, hatte aber, obwohl erst 25 Jahre alt, über die weitere Gestaltung des Abends noch nicht nachgedacht.

Der polnische Kollege, ein Leon Moczko aus Oppeln, war dann mit mir in die Bar „Krokodil” gegangen, wo es unglaublich schöne Mädchen gab und unglaublich viel Wodka. Leon ermahnte mich immer wieder, Gurken und Speck und andere Sachen, die ständig serviert wurden, zu essen. Ich aber trank und genoss einen Wodka nach dem anderen sowohl auf polnische Art (aus großen Gläsern) als auch auf deutsche Art (ohne zwischendurch auch mal zu essen). Leon sorgte schließlich dafür, dass ich einigermaßen aufrecht im Hotel abgeliefert wurde. Die Männer von der Rezeption geleiteten, nein: trugen mich zu meinem Zimmer - und schafften es dann am nächsten Mittag, mich so rechtzeitig auf den Weg zum Flughafen zu bringen, dass ich die vom Deutschen Fußball-Bund gecharterte Maschine nach Düsseldorf tatsächlich noch erreichte.

Neben mir in der Propellermaschine saß Willi Schulz, der mich mehrfach besorgt fragte, ob er mir irgendwie helfen könne. Es war jener Schulz, der später - als Profi beim HSV - als „Worldcup-Willi” große Berühmtheit erreichte. Damals spielte er noch für Union Günnigfeld, einen Bochum-Wattenscheider Vorortklub, den ich ganz gut kannte, weil wir Union in unserer Bezirksklassengruppe gehabt hatten, als ich noch aktiv war. Damit möchte ich auch kurz darauf hinweisen, dass wir, die „guten” westeuropäischen Kapitalisten, noch mit richtigen Amateur-Balltretern aus unteren Klassen gegen A-Nationalmannschaften der „bösen” osteuropäischen Kommunisten zu spielen hatten, wenn es um Olympia ging. Unserem Team in Warschau gehörte auch ein gewisser Otto Rehhagel an. Seit er als Trainer mit Griechenland 2004 Europameister geworden ist, kennt ihn jeder Fußballer der Welt. Damals verteidigte er noch beim Vorortklub TuS Helene Essen. Helene war der Name einer Zeche.

Aber Amateure hin, „Staatsamateure” her: Die Wahrheit ist, dass Polen 1960 ein sehr starkes Team hatte, etwa mit dem Weltklassestürmer Lucjan Brychczy vom Armeeklub aus Warschau. Der ist heute noch eine Legia-Legende. Real Madrid und der AC Milan waren an ihm interessiert. Aber als Offizier durfte Lucjan natürlich nicht ins Ausland wechseln.

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