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Magische Tage mit Ewa Lipska

Ewa Lipska (geb. 1945) gehört zu den bedeutendsten polnischen Nachkriegspoetinnen. In die Europastadt Zgorzelec/Görlitz kam sie auf Einladung der öffentlichen Bücherei von Zgorzelec. Die Betreuerin ihres Aufenthaltes, Frau Maria Kret (Mitarbeiterin der Bücherei) war von der Idee, die Schriftstellerin einzuladen begeistert. Bereits Jolanta Długa, eine örtliche Polonistin hatte sie zu Jahresbeginn vorgestellt. Ewa Lipska selbst war von der deutsch-polnischen Stadt, ihrer Architektur und besonders der Görlitzer Altstadt sehr beeindruckt. Obwohl ihr Aufenthalt sehr kurz war, konnte sie die Atmosphäre der Stadt genießen.

Die Jugend

Die größte Freude bereitete ihr ein Treffen mit Schülern aus Zgorzelec im stadteigenen Kulturzentrum. Hunderte junge Menschen kamen zum literarischen Abend im Rahmen des 13. Niederschlesischen Wissenschaftsfestivals, einer der größten Wissenschafts- und Kulturveranstaltung in Polen. Der Saal des denkmalgeschützten Gebäudes war bis auf den letzten Platz gefüllt und das für eine Stunde geplante Treffen dauerte erheblich länger. In den ersten Minuten konnte man den Eindruck haben, dass es sich nur um eine weitere „Pflichtveranstaltung“ für Schüler handelt, die von ihren Lehrern hingeführt wurden, doch die Reaktionen des jungen Publikums zerstreuten diese Bedenken. Ewa Lipska hat sich in der Welt der Jugendlichen sehr rasch zurechtgefunden. Die Schüler stellten zahlreiche Fragen und interessierten sich sowohl für ihr Berufs-, ihr Privatleben aber auch für ihre Haltung in Bezug auf die allgemeine Kultur. Diesen Aspekt hob sie besonders hervor und sagte, dass manchmal auch schwer verständliche Poesie oder Literatur wichtig ist, da sie das kulturelle Bewusstsein des Lesers fördert und die Lebenskultur im allgemeinen positiv beeinflusst, was auch in der Familie wie auch im Berufsleben von großer Bedeutung ist. Ein kulturell sensibler Mensch hat es einfacher, einen guten Arbeitsplatz und einen passenden Lebenspartner zu finden. Das vergisst man oft in diesen von Boulevardmedien so negativ geprägten Zeiten.

Das Leben, die Liebe und der Tod

Großen Eindruck machten Ewa Lipskas Aussagen in Bezug auf das Leben, den Tod und die Liebe in Form von Gedichten und Meinungen. Sie meinte, dass eine rebellische Haltung und die Suche nach neuen Lösungen ganz normale und durchaus positive Elemente der menschlichen Entwicklung sind. Eine kritische oder sogar pessimistische Sicht auf die uns umgebende Welt ist schon ein Wert an sich, den man nicht einschränken darf. Sie sprach ganz offen über die Vorteile und Gefahren des technischen Fortschritts. Der Mensch ist dem jedoch nicht gewachsen, was zum Untergang der Menschheit führen könnte. Primitive Verhaltensweisen sind weit verbreitet, was die Schriftstellerin einem negativen Einfluss der Medien zuschreibt. Der Mensch scheint weiterhin ein „Neandertaler“ zu sein, doch statt eines Knüppels hat er nun modernste Technologien zur Verfügung, was eine noch größere Gefahr für die Menschheit ist. Daher ist ihrer Meinung nach die Kultur so wichtig – im Leben, im Dasein und in der Technik. Ihre Ansichten machten großen Eindruck auf die Jugendlichen, die sich bei ihr für das Treffen und diese wertvollen Anmerkungen bedankten.

Ewa Lipska privat

Trotz des engen Terminplans hatten wir Gelegenheit, viele Dinge mit der Schriftstellerin auch privat zu besprechen. Sie ist umgänglich und verständnisvoll. Im Gespräch offenbarte sich ihr umfangreiches Wissen, auch wenn sie zugab, praktisch gar nicht fernzusehen. Ihre Lebensauffassung und ihre politische Meinung sind ausgewogen, doch kritisch gegenüber den Tendenzen der industriell-medialen Welt. Die Ansichten ihrer krakauer Freunde wie Stanisław Lem, Wiesława Szymborska oder Grzegorz Turnau spiegeln sich in ihren Meinungen wider. Auf Grundlage eigener Erfahrungen und Gedanken formuliert sie überaus interessante Thesen, die jedoch nicht wirklich für die Medien geeignet sind, da sie den Leser oder Zuschauer herausfordern, sich Gedanken über sein eigenes Leben zu machen, das ebenso wie die uns umgebende Welt sicherlich irgendwann enden wird. Dieses Bewusstsein ist nicht einfach zu verarbeiten und widerspricht dem optimistischen und lockeren Stil unserer medial geprägten Welt. Das ist nicht „cool“ und deswegen kommt Ewa Lipska nur selten in diesen „coolen“ Medien vor.

Lieder

Früher kam sie in Medien weitaus häufiger vor, auch wenn damals noch die Zensur galt, die sie vehement bekämpfte. Sie schrieb Lieder für bekannte Künstler der 1960er, 1970er und 1980er Jahre wie „Skaldowie”, „Wawele”, Marek Grechuta. Auch heute schreibt sie noch Lieder für bekannte Künstler, darunter Grzegorz Turnau oder Anna Szałapak, doch es sind keine großen Hits mehr darunter, wie einst „Biały latawiec”. Das Lied und der Text sind zwar simpel, doch überaus optimistisch. Wenn junge Leute den Text hören: „Ich will Dein Hofschneider sein und die Liebe mit dem Zentimetermaß vermessen“, identifizieren sie sich im Geiste mit der Poesie von Ewa Lipska. Die Zeit hat nichts verändert. Die Bedürfnisse der Menschen sind gleich geblieben und die Poesie von Ewa Lipska kann sie immer noch befriedigen. Im Gespräch sagte sie u.a.: „Lieder geben der Poesie ein neues Leben. Jemand der keine Gedichte liest, kann sich die Poesie in Liederform näher bringen. Das ist wichtig und für die Entwicklung der Persönlichkeit unentbehrlich. Deswegen schreibe ich von Zeit zu Zeit Liedertexte.“

Die Politik

Sie interessiert sich für aktuelle Politik, ist selbst jedoch nicht politisch engagiert. Aktuelle Ereignisse in Polen und der Welt betrachtet sie rational. Für sie ist es nicht so wichtig, wer welcher Partei angehört, wichtig ist ihr, dass derjenige sich um die Belange der Menschen kümmert, sich für Kultur engagiert und diese Kultur tagtäglich vertritt – auch die politische Kultur, die ihrer Meinung nach in Polen vernachlässigt wird. Sie fürchtet sich vor extremistischen Ansichten und meint, dass die Popularität populistischer Meinungen in vielen Ländern eine logische Folge zahlreicher kleiner Ereignisse ist und auf Hass, Rachsucht und Eifersucht im politischen Leben zurückgeführt werden kann. Das führt oftmals zu Tragödien wie Kriegen und Völkermord. Besonders die politische Kultur liegt ihr am Herzen, doch nur wenige Politiker scheinen ihre Ansichten zu teilen und handeln oft zu primitiv. Sogar die Sprache, die Politiker benutzen offenbart ihren Mangel an politischer Kultur und damit ihre geringe Wertschätzung für den Bürger. Der Patriotismus ist für Ewa Lipska das Engagement für die eigene Kultur und Sprache als Voraussetzung für das Überdauern einer Nation.

Wir danken

Wir danken den Veranstaltern für die Einladung dieser besonderen „Wortkünstlerin“ nach Zgorzelec und Görlitz. Vielleicht wird die neue Stadtverwaltung gemeinsam mit Görlitz die Bedeutung der Kultur für das Leben der Bürger zu schätzen wissen und Ewa Lipska im nächsten Jahr erneut einladen. Sie selbst hat erklärt, dass sie die Europa-Stadt gerne für 1-2 Monate erneut besuchen würde, um ihre Deutschkenntnisse aufzufrischen. Ein Glücksfall für die Europastadt und ihre Kultur.