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REPORTER des Lebens und des Todes

Waldemar Gruna: Das Buch „Ach los, scheiß der Hund drauf! Das Leben des Kriegsreporters Randy Braumann” (Verlag WELTBUCH) erscheint im Oktober. Peter Chemnitz beschreibt darin die Geschichte deines Lebens. Ein Kapitel trägt den Titel „Blumen für Leni Riefenstahl”. Leni Riefenstahl war Hitlers berühmteste Filmemacherin und drehte einen der bekanntesten Filme über die Kraft der Nazi-Partei, „Triumph des Willens”. In ihrer 1991 herausgegebenen Biographie widmete sie dir einige Seiten. Wie war dein Verhältnis zu Leni Riefenstahl?

Randolph Braumann: Ach, Leni. An die war ich geraten, weil ich in der Sternredaktion zu den paar Federn gehörte, die eingesetzt wurden, wenn es darum ging, auf die Schnelle als Ghostwriter tätig zu werden. Das war so bei Swetlana Allilujewa gewesen, der Tochter Stalins, die sich 1967 in den Westen abgesetzt hatte. In einer Nacht musste ich damals die erste Folge ihrer Memoiren schreiben, die der Stern für viel Geld gekauft hatte. Und das war so bei Leni, die Chefredakteur Henri Nannen im Dezember 1969 nach Hamburg eingeladen hatte. Der Artdirector hatte ihm Riefenstahls Fotos von den Nuba im Südsudan gezeigt. Nannen war so begeistert, dass er sofort telefonierte:”Leni, nehmen Sie das nächste Flugzeug nach Hamburg!” Er schickte mich abends ins Hotel Berlin, wo ich die Dame in Empfang nahm. Mir war übrigens damals schon schleierhaft, warum die Deutschen Leni so ausdauernd boykottierten - gesellschaftlich und beruflich -, während verurteilte Kriegsverbrecher längst wieder in Spitzenpositionen saßen.

In ihren Memoiren beschreibt Leni die Szene im Hotel Berlin so: „Nannen hatte beschlossen, in die schon halb fertiggedruckte Vorweihnachtsausgabe eine Nuba-Serie mit fünfzehn Farbseiten einzubauern und die schon ausgewählte Titelseite auszutauschen. Um dies zu ermöglichen, mussten die Texte spätestens am nächsten Tag gedruckt werden... Als ich das hörte, wurde mir unbehaglich zumute... Herr Braumann machte mir Mut: Sie werden mir heute Abend erzählen, was Ihnen besonders lebhaft in Erinnerung geblieben ist, und ich bringe Ihnen morgen Vormittag den Text.”

Leni war glücklich, als sie merkte, dass ich kein Ignorant war, sondern den Südsudan ganz gut kannte. Ihre Gefühle änderten sich jedoch am nächsten Morgen nach dem Frühstück, als sie die ersten Sätze „meiner” (also unter ihrem Namen erscheinenden) Reportage gelesen hatte. Sie machte eine Szene, wie man sie aus der Frühzeit der Filmgeschichte kennt: Sie kreischte, weinte echte Tränen, rang die Hände, warf mir den 25.ooo-DM-Scheck des Stern vor die Füße und schrie, sie habe sich noch nie so in einem Menschen getäuscht wie in mir. Sie war damals 67 und ich 35 und Macho. Ich sagte nur noch „Adieu!”, fuhr in die Redaktion, ging zu Nannen, schilderte die Szene und sagte: „Mit dieser hysterischen Ziege will ich nichts mehr zu tun haben.” Mein Chef lachte: „Aber Randy, das macht sie doch immer so, wenn sie ihren Willen durchsetzen will. Deshalb hatte schon Goebbels Angst vor ihr.” Nannen wusste, wovon er redete: In Lenis weltweit gefeiertem und mit Ehrungen überhäuften Olympiafilm von 1936 hatte er mitgespielt, in einer Rolle als Stadionsprecher. Henri Nannen - Friese, groß, blond und blauäugig - entsprach dem Riefenstahl’schen Männlichkeits-Ideal. Er erklärte mir, wie die Sache „ganz leicht” zu retten sei: mit einem gewaltigen Blumenstrauß, einem formvollendeten Handkuss - und dann aber mit bestimmtem Auftreten. Ich fuhr also zurück ins Hotel Berlin, verhielt mich wie geheißen nach Art des Herrenmenschen, und Leni war tatsächlich bereit, mit mir in die Redaktion zu kommen, wo wir dann den Text in ihrem Sinne korrigierten. Nach zwei Stunden waren wir fertig, der Text ging in Druck. Die Story über die nackt herumlaufenden Nuba wurde eine Weltsensation und der Startschuss für Lenis neue, späte Karriere als Fotografin.

In ihren Memoiren liest sich das so: „Der Text, den mir Herr Braumann morgens überbrachte, war nicht schlecht, im Gegenteil, er war journalistisch glänzend geschrieben, aber was da stand, war zu sensationell.” So war ich nun mal: immer mit einer Tendenz zum Sensationellen. Leni ist übrigens 2003 gestorben - im Alter von sage und schreibe 101 Jahren.

W.G.: Angefangen hast du als Sportreporter. Nach einiger Zeit bist du von Reportagen über Sportwettkämpfe zu Beschreibungen von Zerstörung und Tod und Kriegsreportagen übergegangen. Was war der Grund für den Wandel von Sportereignissen (Fußball und Radsport) zur Kriegsberichterstattung von Vietnam bis zum Irakkrieg?

R.B.: Ich stamme aus einer gewerkschaftlich aktiven Industriearbeiter-Sippe im Ruhrgebiet. Und das bedeutet: Man ist infiziert in Sachen Fußball (für meinen Vater gab’s nur Schalke 04) und in Sachen Politik. Über den Sport kam ich 1958 zur damals noch jungen 10-Pfennig-Bildzeitung. Es war für mich ein Traumjob. 1960 gehörte ich schon zum Reporterteam bei den Olympischen Spielen in Rom. Aber mir war immer klar, dass ich nicht als alter Knacker 16 jährige Schwimmerinnen interviewen wollte. Deshalb nahm ich noch vor meinem 30. Geburstag das Angebot des Rheinischen Merkur an, dort neben Sport auch außenpolitische Reportagen zu machen. Der Merkur war eine eher konservative, katholische und frankophile Wochenzeitung in Köln 1964 war ich bei den Olympischen Spielen in Tokio akkreditiert, und da hatte ich die Idee, den Japan-Flug in Bangkok zu unterbrechen und einen Abstecher nach Saigon, also nach Vietnam, zu machen. Von Saigon flog ich weiter nach Dalat ins zentrale Hochland. Als ich ein paar Tage später zurückfliegen wollte, war die alte DC 3 kaputt. Ich wollte rechtzeitig zur Eröffnung der Spiele in Tokio sein und organisierte deshalb zusammen mit zwei anderen gestrandeten Passagieren für die 300 km nach Saigon ein Taxi. Und das war die Initialzündung zum Start meiner Kriegsreporter-Karriere. Mitten in der Nacht gerieten wir nämlich in einen Angriff der Vietcong. Rundherum schlugen Granaten ein. Plötzlich tauchten im Scheinwerferlicht riesengroße, schwerbewaffnete Soldaten auf. Das konnten keine Vietnamesen sein. Das waren US-Marines. Sie brachten uns in einem überdachten Schützengraben in Sicherheit. Das Gefecht dauerte Stunden, ich verpasste meinen Flug nach Tokio, aber ich hatte lange Gespräche mit den Amis, die vorher in Heidelberg stationiert gewesen waren, und ich hatte eine tolle Story: kämpfende und nicht mehr nur „beratende” Amerikaner. Der Sternfotograf Thomas Höpker las später diese Reportage im Rheinischen Merkur. Alles Weitere folgte dann sozusagen Schlag auf Schlag: Redakteur im Auslandsressort des Stern, drei Kriege schon 1967 - Söldner-Rebellion im Kongo, Biafra-Krieg in Nigeria, Sechstage-Krieg in Jordanien. In den folgenden Jahren war ich überall, wo gekämpft wurde. Und als ich im Alter von 40 Jahren aus dem Metier ausstieg - die Entscheidung fiel beim Kurden-Krieg im Irak - geschah das nicht, weil ich Angst um mein Leben bekommen hätte, sondern weil Wirbelsäulen-Probleme mich dazu zwangen. Es war halt nicht mehr leicht, auf einen Panzer zu springen. Das Leben als Kriegsreporter habe ich (ich bitte um Entschuldigung bei allen Pazifisten!) genossen: mit reichlich Bargeld in der Tasche und völlig frei, fern von allen redaktionellen und bürokratischen Reglementierungen.