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Interview-Fälschung

Waldemar Gruna: Du hast Interviews mit Despoten Afrikas wie Mobutu Sese Seko und Idi Amin geführt, mit Saddam Hussein und Schah Reza Pahlavi, aber auch mit den führenden Terroristen der 1970er Jahre. Es ist weitgehend in Vergessenheit geraten, dass der vom Orient ausgehende Terrorismus damals, vor 40 Jahren, begann. Der gefährlichste Drahtzieher war Dr. George Habash, Chef der PFLP, der Volksfront zur Befreiung Palästinas. Die Welt war ziemlich erschüttert, als ein palästinensisches Kommando 1972 während der Olympischen Spiele in München israelische Sportler als Geiseln nahm. Bei einer völlig misslungenen Befreiungsaktion starben elf Sportler aus Israel, aber auch fünf Terroristen und ein deutscher Polizist. Was trieb die Palästinenser an? Wie war der deutsche Sicherheitsapparat auf den Terrorakt in München vorbereitet?

Randolph Braumann: Überhaupt nicht. Genauso wenig, wie die CIA auf den 11. September 2001 vorbereitet war. Man fragt sich, warum die Staaten überhaupt teure Geheimdienste unterhalten. Denn mit Aktionen wie München und New York musste 1972 genauso wie 2001 gerechnet werden. Warum 1972? Im September 1970, also zwei Jahre vor Olympia, hatte es den blutigen "Schwarzen September" in Jordanien gegeben. Die Palästinenser hatten seit 1968 (das war erst ein Jahr nach dem Sechstagekrieg) Flugzeuge entführt, um gegen die Freilassung der Passagiere jeweils die Freilassung inhaftierter Landsleute in Israel und anderen Staaten zu erpressen.Der bei den heutigen Sicherheitsvorkehrungen kaum noch vorstellbare Kidnapping-Sport wurde auf die Spitze getrieben, als am 6. September 1970, dem spektakulärsten Tag in der Geschichte der Luftpiraterie, drei Düsenriesen (Boeing 707 und DC 8) der SWISSAIR, der TWA und der BOAC mit insgesamt 600 Passagieren auf ein altes Rollfeld in der jordanischen Wüste entführt wurden. Es war als Dawson-Airfield auf alten englischen Kriegskarten eingezeichnet und lag etwa eine Autostunde von der Haupstadt Amman entfernt. Nach tagelangen Verhandlungen, bei entsetzlichen sanitären Verhältnissen und bei furchtbarer Hitze, kam der Deal zustanden. Die Bundesrepublik Deutschland ließ zum Beispiel drei in München inhaftierte Palästinenser frei. Als alle Passagiere die Maschinen verlassen hatten, sprengte die PFLP die drei Luftgiganten im Wert von etwa 60 Millionen Mark in die Luft. König Hussein, der die palästinensischen Flüchtlinge nach dem Sechstagekrieg aufgenommen hatte, verlor mehr und mehr die Kontrolle über sein Land an eben jene Flüchtlinge, inzwischen die Bevölkerungsmehrheit. Um nicht endgültig zur Marionette in den Händen der Habash-Freischärler zu werden, schlug er am 17. September mit seiner Beduinenarmee zu, stürmte die Lager und gab kein Pardon. Es gab 20 000 Tote. Die überlebenden Freischärler retteten sich durch die Flucht - vor allem nach Syrien und Libanon. Du fragst, was sie eigentlich antreibt - damals wie heute. Sie wollen ihren eigenen Staat, und 1970 -nach erst drei Jahren israeischer Besatzung - war die Hoffnung noch sehr groß. Lass mich das mit einem Erlebnis erklären. Einer der bei der Aktion in München getöteten Terroristen war Mahmud Ibrahim. Eines Tages - ich lebte damals fast ständig in Beirut - fragte mich ein palästinensischer Freund: "Möchtest du die Mutter von Mahmud Ibrahim kennenlernen?" Und ob ich wollte. In einer der üblichen Tarnungsaktionen - Augen verbunden - wurden der indische Fotograf Jay Ullal und ich irgendwohin gefahren. In einem gepflegten Häuschen begrüßte uns eine etwa vierzigjährige Frau nicht nur mit Tee, sondern auch mit einem Sturmgewehr in der Hand: die Mutter des toten Mahmud. Um sie herum fünf Kinder, darunter auch ein vielleicht zwölfjähriger Sohn. Sie zeigte auf ihn und rief: "Auch er wird bald für die Freiheit unseres Volkes kämpfen. Und vielleicht wird er sterben."

W.G. Dein sehr umfangreiches Interview mit dem Chef der PFLP, George Habash, führtest du im Juni 1970. Es erschien im September im "Stern"-Magazin. Erstaunlich war dabei der Titel, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. Erzähl bitte von diesem Interview.

R.B.: Es war ja nicht so leicht, überhaupt an Habash heranzukommen. Der war damals Israels Staatsfeind Nr. 1, und der Mossad war natürlich hinter ihm her. Das Interview mit Habash - übrigens ein griechisch-orthodox getaufter Kinderarzt! - war nur möglich, weil sich führende Leute bei der PFLP für mich einsetzten. Sie glaubten an meine Fairness - nun ja, und an meine Sympathie für die palästinensische Sache. Aber der Reihe nach. Ich fragte Habash: "Sind Sie sich darüber im Klaren, dass Sie mit Ihren Aktionen irgendwann die Initialzündung zum dritten Weltkrieg liefern könnten?" Habash: "Aber ja. Aber ich darf Ihnen versichern. Das beunruhigt uns nicht. Die ganze Welt hat etwas dabei zu verlieren - nur wir nicht." Beim Stern in Hamburg lag das Interview unveröffentlicht monatelang. Ich war immer zwischen London, wo ich damals Stern-Korrespondent war, und Amman unterwegs und kümmerte mich nicht mehr darum. Als die Flugzeuge dann reihenweise gekidnappt in der Wüste standen, begriffen meine lieben Kollegen in Hamburg, dass der Zeitpunkt für eine Publikation überreif war. Für den am 20.September 1970 erscheinenden Stern wurden sechs Seiten eingeplant. Nur eine "griffige" Headline hatten die Jungs noch nicht. In der Konferenz schlug ein Titel-Genie dann vor: "Der Stern sprach mit dem Chef der Luftpiraten: Wir wünschen uns den dritten Weltkrieg." Die Begeisterung war groß und der Titel wurde genommen. Am nächsten Tag war weltweit die Hölle los: Diese PFLP-Typen wollen uns doch wirklich in einen neuen Weltkrieg treiben. Der Israel-symbiotische Springer-Verlag explodierte förmlich. BILD titelte: "Ungeheuerlich! Chef der arabischen Terroristen und Luftpiraten Habash tönt: Ich wünsche mir den 3.Weltkrieg". Die Buchstaben 15 Zentimeter hoch. Nur Habash hatte das nie gesagt, und ich hatte das nie geschrieben. Für mich ist es (bis heute) ein eklatantes Beispiel für journalistische Manipulation: Die Palästinenser waren und sind immer die Bösen. Also hatten die Guten, vor allem die Israelis und König Hussein, jedes Recht, die Welt zu retten, mit welchen Mitteln auch immer. Nach der Interview-Fälschung hielten mich die PFLP-Leute für einen israelischen Agenten - was ich ihnen nicht verübeln konnte. Da in jenen Tagen reichlich und schnell gekillt wurde, wurde auch ich von einem Revolutionstribunal in Beirut zum Tode verurteilt. Das Kriegschaos in Amman rettete mich. Niemand wusste, in welchen Trümmern ich steckte. Aber später, nach Rückkehr nach London, bekam ich ständig Morddrohungen. Ich bin dann - ohne Absprache mit Chefredakteur Nannen, der mir das verboten hätte - nach Beirut ins Hauptquartier der PFLP und habe mich "gestellt". Mein Freund Bassam Abu Sharif, der engste Vertraute von George Habash (eine israelische Briefbombe hatte einen Teil von Bassams Gesicht zerstört), hat mir geglaubt, dass ich mit der Fälschung absolut nichts zu tun hatte. Wir verabschiedeten uns mit Umarmung und Küssen, und ich bin ein Freund des palästinensischen Volkses geblieben. George Habash habe ich nie wiedergesehen. Er ist 2008 gestorben. Friedlich - und in Amman. Ja, König Abdullah hat dem härtesten Feind seines Vaters Hussein verziehen und ihm Asyl erteilt. Auch das ist Arabien.

W.G. Können Medien bewusst (durch Manipulation) oder unbewusst (durch Zufälle oder Mangel an Informationen) den Tod unschuldiger Menschen verursachen?

R.B.: Natürlich können sie. Weil sie - bis auf einige Nischenblätter (darf ich REGION dazu rechnen?) Teil des Systems sind, des Mainstream und der Regierungspropaganda. Ohne Hilfe der systemgläubigen Medien kein Irak-Krieg ("Massenvernichtungswaffen"), kein Jugoslawien-Krieg (Joschka Fischers Behauptung, Milosević bringe Albaner in Konzentrationslagern um), kein Afghanistan-Krieg (erinnern Sie sich an die gesteuerte Presse-Erregung, als die Taliban Buddha-Figuren sprengten?). Und auch König Hussein hätte nie mit solcher Brutalität die Vernichtung der Palästinenser in seinem Land betreiben können, wenn die Weltöffentlichkeit nicht generös weggeschaut hätte, Motto: Die wollten ja den dritten Weltkrieg. Jetzt kriegen sie einen Vorgeschmack. Wenn ich sehe, in welcher Geschwindigkeit in den Massenblättern und im kommerziellen TV aus Ghaddafi ein Tyrann geworden ist, der sein Volk 40 Jahre lang gefoltert hat, wird mir schwindelig. Als der junge Oberst Ghaddafi 1969 den alten König Idriss wegputschte, war Libyen eine Wüstenei. Ghaddafi machte eines der wohlhabendsten Länder der Welt daraus. Sein "Grünes Buch" war lange die Bibel all jener, die weder Kommunismus noch Turbokapitalismus wollen. Ein "dritter Weg" sozusagen. Dass Ghaddafi in den letzten Jahren immer skurriler wurde, ändert doch nichts an diesen Tatsachen. Noch ein Wort zum "Schutz der Zivilbevölkerung , von den Medien in der Regel begrüßt: Tausende von toten , ehemals "geschützten" Zivilisten lassen grüßen.

W.G: Als unmittelbarer Beobachter und Journalist hast Du aus Krisengebieten berichtet; vom Vietnamkrieg (1968) bis zum ersten Irakkrieg (1991). Was kannst Du über den Informationsfluss und die Aufgabe von Journalisten auch in Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Syrien, Ägypten und insbesondere in Libyen sagen? Im Fernsehen sind heldenhafte und lachende Aufständische oder Revolutionäre zu sehen, aber ist das die ganze Wahrheit?

R.B.: Das Johannesevangelium berichtet, wie Jesus von Pilatus verhört wird. Jesus: "Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll." Pilatus winkt ab: "Was ist Wahrheit?" Das Zitat wird als Hinweis auf die Beschränktheit der menschlichen Erkenntnis gedeutet. In praxi: Ein TV-Team kann zeigen, wie Aufständische eine Artillerie-Salve abfeuern. Es kann aber nicht gleichzeitg zeigen, was die irgendwo landenden und krepierenden Granaten anrichten. Haben Sie im Fernsehen jemals zerfetzte Soldaten gesehen? Die gibt es aber, genauso wie die lachenden, die auf Panzern posieren.Die TV-Beiträge, die heute ja die Weltmeinung bestimmen, sind viel zu kurz, als dass sie auch nur ansatzweise "wahrhaftig" informieren könnten.