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Geheimdienstchef wird Botschafter

Waldemar Gruna: Welchen Einfluss wird die Immigration von Polen nach Deutschland auf die polnische und die deutsche Wirtschaft haben? Nennen Sie bitte sowohl die negativen als auch die positiven Aspekte.

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Schon jetzt wohnen in Deutschland 400.000 polnische Bürger. Viele davon arbeiten. Die polnische Wirtschaft hat schon ein so hohes Niveau erreicht, dass viele Menschen gar nicht unbedingt zur Arbeit nach Deutschland zu fahren brauchen. Insgesamt bedeutet die immer stärkere Verschränkung der polnischen und der deutschen Wirtschaft enorme Chancen für beide Seiten. Dazu gehört auch die Tätigkeit von Arbeitnehmern im jeweils anderen Land.

Waldemar Gruna: Hatte die Tatsache, dass Sie einige Jahre stellvertretender Chef einer der wichtigsten Nachrichtendienste (BND) der Welt waren, Einfluss auf die Übernahme des Postens in Warschau?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Daraus ließe sich jetzt natürlich leicht eine sehr schöne Geschichte spinnen… ! Aber die Wahrheit ist viel nüchterner! Es gibt eine Tradition, diese Position unseres Auslandsnachrichtendienstes mit einem Diplomaten zu besetzen. Meine Aufgabe beim BND bestand insbesondere auch darin sicherzustellen, dass der Dienst sich um jene Themen kümmert, die der Außenpolitik wichtig sind und zu denen Informationen oft nur auf besonderen Wegen beschafft werden können. Was heißt das heute und für einen Nachrichtendienst, dessen Aufgabe es ja ist, die Freiheit der Demokratie zu schützen und nicht, sie zu unterdrücken? Es heißt, den Gefährdungen von Freiheit und Sicherheit auf der Spur zu bleiben: Terrorismus, Drogenhandel, organisiertes Verbrechen, illegale Rüstungsexporte. Die Entscheidung, mich nach Polen zurückkehren zu lassen, dürfte hingegen dadurch motiviert worden sein, dass ich bereits einmal hier gelebt und gearbeitet habe, dass ich mich um Ihre nicht ganz einfache Sprache bemüht habe, dass ich den EU-Beitritt Polens mit vorbereitet habe, dass ich ermessen kann, welch großartige Leistung Polen in den zurückliegenden zwanzig Jahren vollbracht hat – und vielleicht auch ganz einfach damit: Dass ich Ihr Land mag!

Beata Steć: Sie kennen Polen und die Polen. Unterscheiden wir uns mental und kulturell von der deutschen Gesellschaft? Würden Sie ein Haupt-Credo zur Wertehierarchie und zur Lebensweise aufstellen, das die Polen charakterisiert und ein solches, das die Deutschen charakterisiert?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Deutsche und Polen sind sich viel ähnlicher, als wir lange Zeit gewusst oder vermutet haben! Mehr und mehr legt sich der Lärm und Staub vieler Kontroversen der Vergangenheit und es wird sichtbar, wieviel Gemeinsames uns verbindet. Das gilt für das tägliche Leben genau so wie für die große Politik – ob es sich nun darum handelt, welcher Weihnachtstag der wichtigste ist (der Abend des 24.!) oder welche Gerichte die traditionelle Küche bevorzugt, wie man Wirtschaftspolitik betreibt (stabil und solide) oder wie wichtig es uns ist, ein gutes Verhältnis zu den östlichen Nachbarn der EU aufzubauen. Natürlich gibt es auch Unterschiede - in der Mentalität, in der Lebensweise. Doch das sind Unterschiede, die unsere inzwischen so vertrauensvolle und gute Nachbarschaft bereichern und die wir auch nutzen können.

Beata Steć: Haben Sie den Film „Mauerhase” (Królik po berlińsku) von Bartek Konopka gesehen? Er erzählt von wilden Kaninchen, die über 28 Jahre in der Grünzone zwischen den beiden Linien der Berliner Mauer gelebt haben. Als die Mauer eingestürzt wurde, wussten die Kaninchen, die ja daran gewöhnt waren, in diesem „Paradies“ zu existieren, nicht, was sie machen sollten. Sind die Leute aus der DDR in der neuen gesellschaftlich-wirtschaftlichen und politischen Realität klar gekommen? Oder gibt es immer noch die Aufteilung in Ossi und Wessi?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Der Film ist in ganz Deutschland in kurzer Zeit sehr bekannt geworden, nicht nur wegen seiner Oskar-Nominierung. Die Dokumentation beinhaltet eine bezaubernde Parabel vom spannungsvollen Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Denn die Mauerhasen waren eingesperrt, aber sicher. Als die Mauer fiel, mussten sie vieles über das Leben in der Freiheit lernen. Der Sturz der staatssozialistischen Systeme war eine vielfache Herausforderung für die Menschen in all diesen Ländern. Dazu gehörte sicher auch, sehr viele Entscheidungen treffen zu müssen, die ihnen früher vom Staat abgenommen wurden. Nicht jeder konnte damit gleich gut umgehen - die Freiheit, entscheiden zu können und eben auch zu müssen, kann auch zur Last werden. Aber insgesamt ist der Übergang in die neue Wirklichkeit doch gut gelungen. Deutschland ist tatsächlich zusammen gewachsen – unsere Bundeskanzlerin ist in der DDR aufgewachsen! Wie z.B. auch die Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen, Staatsministerin Pieper, die u.a. in Warschau studiert hat. Schon vor einer Reihe von Jahren konnten meine Kinder mir nicht mehr sagen, welche ihrer Klassenkameraden nun aus dem Westen oder aus dem Osten kamen – es spielte keine Rolle mehr. Die Begriffe ‚Ossi’ und Wessi’ sind inzwischen im Sprachmuseum gelandet. Und in der ehemaligen Grenzzone zwischen den beiden deutschen Staaten lebten vielleicht Kaninchen glücklich und zufrieden. Aber auf diesem „Todesstreifen“ starben auch viele jener Menschen, die auf der Flucht vor dem unmenschlichen System der DDR von Grenzbeamten erschossen wurden. Heute wachsen auf diesem Streifen langsam Bäume, und es entstehen Siedlungen. Und so schließen sich auch langsam die Wunden der jahrzehntelangen Spaltung.

Beata Steć: Ihre beruflichen Wege waren schon mit Polen verbunden, als Sie als Referent in der politischen Abteilung der Botschaft in Warschau arbeiteten; in den Jahren 1986 – 1989 unterhielten Sie enge Kontakte zur polnischen Oppositionellen, Sie waren Augenzeuge des in Polen einsetzenden Prozesses eines demokratischen Wandels. Wie sehen Sie heute unsere junge Demokratie und das Schicksal der ehemaligen Solidarność-Aktivisten, die manchmal in Konflikt zueinander stehen und sich gegenseitig die Erfolge streitig machen?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Keine berufliche Aufgabe hat mich wohl so geprägt wie jene damals. Die Begegnung mit Menschen, die bereit waren, ihre materielle Existenz für ihre Überzeugungen aufs Spiel zu setzen, hat mich tief beeindruckt. Niemand wusste schließlich, wie es ausgehen würde! Der Mut und der Freiheitswille jener – vielen! – Menschen, ihre Klugheit, ihre Mäßigung und ihr Erfolg sind ein Schatz der polnischen und der europäischen Geschichte. Ihre Leistung bestand auch darin, geschlossen zusammen zu stehen gegen die Feinde der Freiheit. Dass sie später getrennte Wege gegangen sind, ist nur natürlich und doch auch ein Zeichen demokratischer Entwicklung. Das schmälert für mich in nichts ihre Verdienste – es mindert um nichts jenen historischen Schatz.

Beata Steć: In Deutschland ist es letztens sehr laut um das Buch „Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin, ehemaliges Vorstandmitglied der Bundesbank, der ein Diskussion sowohl auf Regierungsebene aber auch in der Gesellschaft zur Politik der Bundesregierung gegenüber Immigranten aus dem Nahen Osten ausgelöst hat. Haben Sie dieses Buch gelesen, und wenn ja, wie beurteilen Sie es?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Ich kenne die Thesen des Buches – gelesen habe ich es nicht. Es gibt in Deutschland berechtigte Fragen danach, ob wir in Deutschland in der Vergangenheit die Integration von Ausländern mit dem notwendigen Engagement angepackt haben. Diese Diskussion wird jetzt von Parteien und ernsthaften Politikern geführt und sie muss geführt werden. Eine davon ganz unabhängige Frage ist, ob das Thema in der von Sarrazin betriebenen Zuspitzung und Polemik gut aufgehoben ist.

Beata Steć: Deutschland öffnet im Mai 2011 den Arbeitsmarkt für Polen. Werden angesichts der jüngsten Diskussion in Deutschland über die Immigranten und, was das nach sich zieht, durch das Hervorrufen einer nationalistischen Argumentationsweise, Polen dort gern gesehen sein?

Rüdiger Freiherr von Fritsch: Ich sehe die Entwicklung in Deutschland anders. Nationalismus in Deutschland ist nicht im Vormarsch begriffen. Rechte und selbst rechtskonservative Parteien schneiden in Wahlen regelmäßig schlecht bis sehr schlecht ab – und das seit Jahrzehnten. Und Deutschland verstärkt seine Bemühungen um die Integration von Zuwanderern. Neue Möglichkeiten für Integrationskurse und Deutschunterricht wurden geschaffen. In Medien und Politik diskutiert Deutschland zur Zeit, wie wir Zuwanderer in die Gesellschaft einbeziehen können, ohne sie zur Aufgabe eigener Identität zu zwingen. Bundespräsident Wulff hat in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit darauf hingewiesen, wie bereichernd Zuwanderung für Deutschland ist – und wie wichtig er die gesellschaftliche Integration nimmt. Was die Öffnung des Arbeitsmarktes angeht: Jeder, der in Deutschland etwas davon versteht, weiß, dass die deutsche Wirtschaft auf die Fachkräfte aus unseren Nachbarstaaten angewiesen ist. Polnische Bürger sind in Deutschland seit vielen Jahren als hochqualifizierte Arbeitnehmer und innovative Unternehmer geschätzt. Polnische Investoren schaffen in Deutschland immer mehr Arbeitsplätze. Und zu den besten Beispielen gelungener Integration gehören die vielen Polinnen und Polen, die im Laufe der Zeit nach Deutschland gekommen sind.