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Die Grenze der russischen Zaren

Mariusz Klonowski: In einer lokalen Ausgabe einer in unserer Region sehr auflagenstarken deutschen Tageszeitung konnte ich lesen, dass Sie den Brückepreis nicht verdienen, weil Ihr Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung nicht klar definierbar ist. Wie beurteilen Sie diese Aussage?

Prof. Norman Davies: Nicht ich habe solche Urteile abzugeben, sondern die Jury des Brückepreises. Ich denke aber, dass mich mein Buch über Wrocław, einer Stadt mit vielen Namen, zur Kandidatur für einen solchen Preis prädestiniert. Das Buch Microcosm: Portrait of a Central European City” (Mikrokosmos: Portrait einer Stadt im Herzen Europas) ist weder pro-polnisch noch pro-deutsch. Es soll die bestehenden Vorurteile sprengen. Wrocław-Breslau war ein Element des dialektischen Konfliktes zwischen Deutschen und Polen. In diesem Buch schreibe ich auch, dass die Anfänge tschechisch waren und zeige das Multikulturelle dieser überaus interessanten Stadt.

Mariusz Klonowski: Sie sagen, dass die Anfänge tschechisch waren. Waren nicht die Piasten Stadtgründer?

Prof. Norman Davies: Nein, Wrocław gehörte den Piasten erst ab dem 10. Jh., ähnlich wie Kraków. Das waren die Anfänge des polnischen Staates. In meinem Buch wollte ich weitere Etappen schildern: Tschechen, Piasten, dann wieder die Tschechen, dann die Österreicher, die Preußen, die Deutschen und schließlich wieder die Polen. Es ist keine bipolare Dialektik wenn man sagt, Wrocław sei Polnisch und Deutsch. Es gab eine evolutionäre Entstehung der Stadt und der Kultur über viele Jahre, es gab Einflüsse zahlreicher Herrscher und Regime. Mag sein, dass meine These diesem Journalisten nicht gefällt, doch sie gefällt auch einigen Polen nicht. Die, die sagen „unser Wrocław” oder „unser Breslau“ werden mit solchen Thesen sicherlich unzufrieden sein.

Mariusz Klonowski: Wir befinden uns in dem Gebäude, in dem einst der Deutsch-Polnische Grenzvertrag, bzw. das Abkommen von Zgorzelec unterzeichnet wurde. Sollte man angesichts der recht stürmischen deutsch-polnischen Geschichte nicht meinen, dass durch die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze Genugtuung vorherrschen sollte? Ist der Grenzverlauf Ihrer Meinung nach gerecht?

Prof. Norman Davies: Gerecht ist zu viel gesagt. Der Grenzverlauf wurde nicht von Deutschen und Polen beschlossen. Weder die Polen noch die Deutschen hatten in dieser Frage etwas zu melden. Der Grenzverlauf wurde von Stalin aufgezwungen, der die Grenze ohne polnische Zustimmung (formell gemeinsam mit Bierut, der jedoch entsprechende Weisungen aus Moskau hatte) in Potsdam mit den Amerikanern und Briten verhandelte. Der Grenzverlauf wurde als vorläufig festgelegt und stützte sich auf keinem internationalen Recht. Es war eine Notlösung am Ende des 2. Weltkrieges. Einige Zeit später sollte eine Friedenskonferenz stattfinden, so wie das auch nach dem 1. Weltkrieg erfolgte, doch zu dieser geplanten Konferenz kam es nie. In diesem Sinne hatten die Deutschen Recht als sie sagten, man dürfe diese Grenze nicht ohne Zusammenhang betrachten. Der Zusammenhang war, dass auch die polnische Ostgrenze ohne Zustimmung der dort lebenden Bevölkerung verschoben wurde. Ich fand interessante Informationen, wonach die Grenzlinie an der Oder und Neiße bereits 1914 in russischen Plänen zu Beginn des 1. Weltkriegs auftaucht. Das Vorhaben wurde zunächst nicht verwirklicht, weil die Revolution ausbrach, doch Stalin griff später auf diese zaristischen Pläne zurück.

Waldemar Gruna: Haben Sie jemals Informationen oder Unterlagen über amerikanische Einheiten in Niederschlesien, bzw. im Riesengebirge im Jahr 1945 kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs gefunden? Wie kann man die Tatsache erklären, dass die vor Prag stehende amerikanische Armee nicht Richtung Berlin marschierte?

Prof. Norman Davies: Einerseits waren die Amerikaner sehr schwach. Sie müssen sich vorstellen, dass die amerikanische Armee im Jahr 1939 kleiner war, als die polnische. Die Amerikaner begannen erst innerhalb der nächsten fünf Jahre ihre Armee von Null auf aufzubauen, doch trotz ihrer riesigen Anstrengungen war ihre Armee zu klein, um den Herausforderungen in Europa und in Fernost gerecht zu werden. Eisenhower war sich der Tatsache bewusst, dass seine Armee zu schwach ist, deswegen hielt er sie aus dem Kampf um Berlin heraus. Andererseits führten die Amerikaner zwei Kriege, den einen in Europa, den anderen gegen Japan. Der europäische Krieg war 1945 fast entschieden. Die Amerikaner wollten so viele Soldaten wie möglich schonen, um sie im Krieg gegen Japan einzusetzen. Rossevelt wollte Stalin unbedingt in den Krieg gegen Japan einbeziehen, was eine Erklärung für Jalta ist. Dort erhielt Roosevelt die Zustimmung Stalins, dass Russland in den Krieg in Fernost eingreifen würde, was drei Monate nach dem Ende des Krieges in Europa auch tatsächlich erfolgte. Die Amerikaner haben Osteuropa quasi „sausen lassen“, um sich auf für sie wichtigere Ziele konzentrieren zu können.

Waldemar Gruna: Einige meinen Osteuropa wäre der Sowjetunion bewusst zum Fraß vorgeworfen worden.

Prof. Norman Davies: Ja, aber die Amerikaner hatten damals keine Kraftreserven, um anders zu handeln. Außerdem war der Krieg gegen Japan wichtiger. Aus Sicht der Amerikaner hat Japan Pearl Harbour angegriffen. Japan war ihre erste und größte Bedrohung. In Amerika wird der Beginn des 2. Weltkriegs häufig mit dem Überfall auf Pearl Harbour gleichgesetzt. Auf der amerikanischen Prioritätenliste taucht Europa, vor allem Osteuropa irgendwo am Ende auf. Doch westliche Historiker wollen nicht zugeben, dass der Westen in dieser Zeit schwächer als Stalin war. Alles änderte sich erst, als die Amerikaner im Sommer 1945 die Atombombe zündeten. Bis dahin gab es keine Gewissheit, ob sie funktionieren würde. Als die erste Bombe in New Mexiko explodierte gewann das amerikanische Militärpotential an Kraft. Im Februar 1945 waren die Amerikaner während der Jalta-Konferenz in einer sehr schwierigen Situation. Auf der kleinen Insel Okinawa verloren sie Tausende Soldaten und rechneten sich aus, dass bei einer notwendigen Eroberung weiterer japanischer Inseln mindesten eine Million toter Soldaten zu beklagen wären. Deswegen drängten sie auf eine Zusammenarbeit mit Stalin.

Mariusz Klonowski: Kann man die Kraft der Roten Armee mit diesem Satz umschreiben: „Man braucht viel Mut, um in der Roten Armee zu kämpfen, doch man braucht noch mehr Mut, um von ihr zu desertieren.“?

Prof. Norman Davies: Ich habe ml eine Kalkulation gemacht aus der hervorging, dass die Verluste der russischen Soldaten (darunter waren nicht nur Russen, sondern zunehmend Asiaten) durch die NKWD größer waren, als die Verluste der Britischen Armee während des gesamten 2. Weltkriegs. Das zeigt, was die Rote Armee eigentlich war – sie war eine gnadenlose Maschinerie, in der das Leben eines Menschen nicht zählte. Die Armee hatte zwar herausragende Befehlshaber und eine gute Ausrüstung (T-34 Panzer, AK Gewehre), doch Menschenleben zählten für Stalin überhaupt nicht. Sie wussten ganz genau, dass sie in jeder Schlacht zwei bis vier Soldaten auf jeden getöteten Deutschen verlieren würden.